Dienstag, 13. Oktober 2015

šťastnou cestu - Die Geschichte hinter der Geschichte



Die Geschichte hinter der Geschichte.

Ein Wochenende mit der Auto Bild Klassik.


Ein Donnerstag im August. Das Telefon klingelt. Die Auto Bild Klassik braucht für Fotoaufnahmen einen Tatra 603. Es geht um einen Vergleicht zwischen Ost- und Westautos. Ein Vierteljahrhundert "Wiedervereinigung" ist wohl der große Aufhänger dieser und anderer Geschichten.
Ja klar! Der Tatra steht bereit. Wann soll´s denn stattfinden? Morgen! Oh, ah, hm... Ok, geht los.



Freitag.
Auf nach Finowfurt.
Der Tatra gleitet geschmeidig über die Bahn. Drei Stunden Wohlfühlanreise.
Am Abend treffen wir die anderen Teilnehmer der Aktion.
Borgward, Opel, NSU und Lloyd repräsentieren den "imperialistischen" Westen.
Der ehemals real... real existierende Osten ist mit Wartburg, Trabant, Wolga, Tatra und Saporoshez vertreten. Klein- Mittel- Oberklasse. Cabrio, Kombi, Limousine. Von Allem ist ein Vertreter dabei.

Die Kontrahenten. Tatra 603 und Borgward Hansa 2400.
Die automobile Oberklasse. V-Achtmotor gegen Reihensechszylinder, beide mit 100PS.




Samstag.
Nach und nach finden sich alle Fahrzeuge auf dem ehemaligen sowjetischen Militärflugplatz in Finowfurt ein.
Kurze Besprechung zum Ablauf und dann kann´s losgehen. Messen, Wiegen... Das volle Programm.

Die Redakteure sind natürlich auch vor Ort.
Und auch hier: Einer aus´m Westen, einer aus´m Osten.
Wobei die zwei eher den Eindruck von Harald Schmidt und Herbert Feuerstein vermitteln.

Dirk B. (Ostler) alias Harald Schmidt und Diether R. (Westler) als Herbert Feuerstein.
Ein lustiges Duo.

Das Testprozedere beginnt mit dem Wiegen des Wagens. Reifengröße notieren, Wendekreis ermitteln.
Drei Runden rechtsrum, drei linksrum. Gut 12m können sich sehen lassen, bei den Aumaßen des Tatra.



Danach haben wir erstmal etwas Freizeit. Die anderen Kandidaten sind dran. Zeit, Fotos zu machen.
Der Kollege im Wartburg 313 läßt´s derweil auf der langen Startbahn krachen. Der Wartburg sägt fröhlich seine Runden. Man kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.



Etwas abseits wird dem Lloyd wieder Leben eingehaucht. Der Wagen stand wohl länger.
Dem Benzin-Öl-Gemsich scheint das Benzin verlustig gegangen zu sein. So wie dieses kleine Auto nebelt, könnte man meinen, die glorreiche Rote Armee hält eine Übung zur Vernebelung eines Flugplatzes ab. Naja, irgendwann fährt dann der Lloyd.


Rauchende Colts? Nein! Rauchende Lloyds!

Wobei dieser kleine knuffige Wagen doch so etwas wie einen Beschützerinstinkt hervorruft.
Wenn der Kleine auch so wenig Zeit zur Vorbereitung hatte, dann möchte man ihm sanft über die Rundungen streicheln und ihn fast in den Arm nehmen. Er kann ja nix dafür. Alles wird gut!

Und nebenbei bemerkt, der Osten nebelt auch. Wenn auch deutlich weniger.




So. Jetzt darf der Tatra in der Pylonengasse zeigen was er kann. Erst vorsichtig, dann beherzt.
Spektakuläres Fahrgefühl. Auf den Fotos sieht´s gar nicht so wild aus, aber hinter dem großen Lenkrad fühlt es sich an, als tauche der Tatra so tief ein, dass gleich die Stoßstangenecke auf dem Boden schleift. Das Gefühl täuscht. Souverän zieht der große Tscheche seine Bahnen.
Und der Fahrer grinst im Kreis.





Der zweite Fotograf winkt zum Detail-Shooting. Armaturenbrett, Motorraum, Türöffner... Von vorn unten seitlich, hinten oben. Aus allen Blickwinkeln wird der Tatra fotografiert.


Die Herren Redakteure befragen in der Zwischenzeit die Fahrer und Besitzer nach allerlei technischen Details, die Geschichte zum Auto.
Die ein oder andere Besonderheit kommt zur Sprache.

Diether R. : Den V8 kann man ankurbel? Ja, gibt´s das denn? Dirk! Hast du schonmal einen V8 angekurbelt?
Dirk B.:  Nö.

Und Diether kurbelt. Tapfer. Und? Ja, der Tatra springt an und blubbert munter vor sich hin, nachdem dann auch die Zündung eingeschaltet war.



Als nächstes sollen Beschleunigungvermögen und Bremsweg ermittelt werden.
Um den doch schon betagten V8-Motor nicht zu sehr zu quälen, lassen wir die Beschleunigungsmesseung etwas "geruhsamer" angehen. Doch einmal in Fahrt, kann der Motor seine bullige Drehmomentcharakteristik ausspielen. Am Ende sind´s 30s für den Sprint von 0 auf 100km/h.
Der Tatra ist ja auch kein Rennwagen.
Dafür kann der 603 seine Talente bei der Ermittlung des Bremsweges aus 100km/h voll ausspielen.
Der Wagen taucht tief ein, die Reifen wimmern leise. Bestwerte! Nach nur gut 56 Metern kommt der Tatra zum Stehen. Auch der Messtechniker ist ob dieser Leistung erstaunt. Dank Scheibenbremsen und  Bremskraftverstärker und einem strammen Tritt auf´s Bremspedal kein Wunder.



Als letzte Aktion dieses Tages sollen die Autos für´s Titelbild drapiert werden.
W für Westen, O für Osten. Nach einer gefühlten Ewigkeit stehen die Autos richtig, die Fotos sind im Kasten und wir lassen den Tag bei Benzingesprächen ausklingen.



Sonntag.
Fahraufnahmen mit dem Konkurenten.
Borgward Hansa 2400 und Tatra 603 fahren nebeneinander auf dem weitläufigen Flugplatzgelände. Ein Auge auf den Fotografen, ein Auge auf den Nebenmann. Ganz schön anstrengend.




Währenddessen fährt der Fotowagen voraus. Heckklappe offen, der Fotograf im Kofferraum.


Dann besteigen die beiden Redakteure den Wagen, um ein Fahrgefühl zu bekommen. Erst hinten.
Der großzügig geschnittene Innenraum des Tatra lässt Clubatmosphäre aufkommen.
Der V8 faucht entfernt im Heck sein Liedchen.



Sodann pilotieren beide Redakteure jeweils selbst den Tatra. Beschleunigen, bremsen, linksrum, rechtrum. Wohlwollende Kommentare ob des Motorklangs, des Interieurs und dem Raumgefühl.
Die Herren haben Spaß.




Irgendwann hat dann die Geschichte ihr Ende gefunden und wir schweben wieder auf der Autobahn nach hause.

Schön war´s.

Der Artikel dazu erschien in der Auto Bild Klassik Ausgabe 11/2015.

Noch mehr Fotos:

























Mittwoch, 7. Oktober 2015

Auf in den Westen - HRM 4.0

Kraftfahrbrigade GAZ-Promi

Der Westen ruft.
Die Hunsrück Road Mess 4.0 (HRM 4.0).

Am 03. Oktober veranstaltet das mildtätige Organisationskomitee (MOK) eine ca. 260km lange Kurvenhatz durch den Hunsrück.

Ich bestreite das Ganze im GAZ69, kurz vorher noch mit frischer HU gesegnet und zugelassen.




GAZ69M



Freitag, 02.10.15

Start zur Mittagszeit, ab auf die Autobahn, 480km Anfahrt liegen vor der Besatzung.

Wie vor 25 Jahren. Auf in den Westen.

Der Gaz läuft gut. Die optimale Reisegeschwindigkeit liegt bei 85km/h.

Nach ca 100km steigt die Kühlwassertemperatur bedrohlich an. Weißer Qualm... Glücklicherweise ist ein Autobahnrastplatz in erreichbarer Nähe. Der GAZ rollt aus. Vorn brodelt das Wasser... Nachdem sich die ganze Sache etwas abgekühlt hat, ließen sich keine Schäden feststellen. Kühler und Schläuche sind dicht, es fehlt nur etwas Wasser.
Die Fehlmenge wird mit feinstem Volvic® Mineralwasser mit Apfelgeschmack ausgeglichen.

Weiter geht´s.

Nach 7h Fahrt Ankunft in Kirchheimbolanden. Geschafft.
Die stehende Welle im Ohr bleibt noch etwas länger. Ein Bier, ein Bett. Gute Nacht.

 

Samstag, 03.10.15

Guten Morgen! Es geht los.
Noch 80km Anfahrt zum Startpunkt. Die anderen sind schon da. Kadett C, Audi, BMW 7er, Barchetta, Renault19, Honda Prelude. Eine illustre Runde.





 
Eine bunte Mischung. Naja, eher eine gelb-graue Mischung.

Ich starte als Erster, werde aber schon kurz danach von den Mitstreitern überholt.





Der erste Teil der Strecke führt ins Moseltal. Kurven. Viele Kurven! Bergab!
Die Trommelbremsen geben ihr Bestes. Mit beherzten Tritten auf das Bremspedal komme ich dann unten im Tal an. Ein fettes Grinsen im Gesicht. So macht das Spaß!


Entlang der Mosel.
Wer ins Tal fährt, der muss auch wieder den Berg hinauf. Serpentinen, Haarnadelkurven.
Der GAZ hängt gut am Gas. Nur ein nervendes Scheppern von rechts vorn stört etwas.


Nachdem mich das Roadbook in die Irre geführt hat, oder ich das Roadbook nicht so ganz verstanden habe (?), steh ich am Ende einer kleinen Straße in einem Wohngebiet. Also wenden in drei Zügen und die Route wiederfinden. Das Scheppern wird lauter. Das Auspuffgeräusch auch... Ah!

OK. Dann geht´s eben ohne Nachschalldämpfer weiter.

Die Geräuschkulisse ist jetzt etwas kerniger. Was soll´s. Das Roadbook mahnt zur Weiterfahrt.








Das Cockpit im GAZ69.
Nach gut 6h Fahrt erreiche ich als Dritter das Ziel. Der gemütliche Teil des Abends beginnt.

Ein, zwei Bier. Dann ruft das MOK zur Siegerehrung.
Nach diversen Geschicklichkeitsprüfungen mit Matchboxautos und rührseeligen Geschichten zu den kleinen Rennern (auch ein Teil der Wertung!) steht der Gewinner fest.

Die Kraftfahrbrigade "GAZ-Promi" darf den Wanderpokal (ein trockenes Brot) und eine Urkunde (selbstgezeichnet vom MOK) mit nach Hause nehmen.


Die Urkunde. Das Kunstwerk.


Sonntag, 04.10.15
Es geht wieder nach Hause. Noch schnell tanken und wieder auf die Autobahn.
Der Durchschnittsverbrauch hat sich bei sagenhaften 8,5l/100km Diesel eingependelt.
Bis Frankfurt/Main geht´s mehr oder weniger nur in zähfließendem Verkehr vorwärts.
Bei der ersten Pause weißt mich ein netter Herr darauf hin, dass mein Wagen Öl verliert. Oha!
In der Ölwanne ist ein Ölschauglas zur Ölstandskontrolle eingeschraubt. Wer auch immer auf diese Idee kam... Ich verkneife mir jeglichen Kommentar.

Jedenfalls ist dieses ominöse Olschauglas verloren gegangen. Das Gewindestück steckt glücklicherweise noch in der Ölwanne. Nach mehreren erfolglose Abdichtversuchen mit Teflon- und Isolierband konnte ich den Ölfluß aus der Ölwanne mittels eines Putzlappens, Schraube und großer Unterlegscheibe schließlich stoppen.

 
Improvisation



Ob das hält, bzw. dicht bleibt?
Weiter geht´s. Auf dem nächsten Rastplatz halte ich an, um das Ganze zu kontrollieren. Es ist dicht. Ich fülle 0,5l Motorenöl nach und mach mich weiter auf den Weg nach Hause.

Angekommen. Nach knapp 1300km und 19,5h im GAZ.





An dieser Stelle ein Dank an das MOK! Bis zum nächsten Mal!